Der Einsatz der „MiG-21bis“ in den Jagdfliegertruppenteilen der DDR-Luftstreitkräfte begann 1975.
Das einsitzige, leichte Frontjagdflugzeug „MiG-21bis“ ist ein Flugzeug der 4. Generation der MiG-21 und eine von mehreren Modifikationen der MiG-21M. Obwohl in der Grundauslegung und in der äußeren Form den Vorgängern gleichend, stellt die „bis“ doch fast ein neues Flugzeug dar. Das Kraftstoffsystem und die Zelle, letztere unter Verwendung von Titan, wurden völlig überarbeitet.
In Verbindung mit dem neuen leistungstärkerem Triebwerk R-25-300 war die „bis“ für Luftkämpfe in geringen und mittleren Höhen optimiert. Dazu erhielt es ein sog. „Sonderregime“ zur nochmaligen Leistungssteigerung. Nutzbar in Höhen bis 4.000 m, verlieh es der „bis“ Steiggeschwindigkeiten bis zu 200 m/s.
Spätestens mit der „bis“ verabschiedete man sich von der Ursprungskonzeption, dem Abfangen hoch- und schnellfliegender Luftziele. Sie enthielt schon verschiedene Elemente der MiG-23. Hinsichtlich der Avionik und Bewaffnung verdeutlichte sich der qualitative Sprung zu einer neuen Jagdflugzeuggeneration.
Auch den meisten „bis“ blieb der Weg in die Schrottpresse nicht erspart.

MiG-21bis
interne Bezeichnung: Flugzeug 75(A, B)
Nato-Code „Fishbed L/N“
Verwendung: Mehrzweckjagdflugzeug
Einsatzzeitraum: 1975-1990
Stückzahl: etwa 50
Truppenteile: JG-9, JG-8
2 Versionen
  • „bis SAU“ mit System zum automatischen Landeanflug
  • „bis LASUR“ mit System zur automatisierten Jägerleitung
Merkmale:
  • großer Lufteinlaufkegel
  • gebogenes, nach rechts versetztes Staurrohr auf dem Bug mit Flügeln des Gerätes DUAS
  • je zwei Aufhängung unter jeder Tragfläche, eine zentrale unter dem Rumpf
  • nach der Seite aufklappendes,zweiteiliges Kabinendach
  • Bremsschirmbehälter über der Schubdüse
  • fest unter dem Rumpf eingebaute doppelläufige Kanone
  • Anstellwinkelgeber auf der linken Bugseite
  • Bleche unter den Startklappen am Bug, um das Ansaugen von Fremdkörpern zu verhindern
  • Periskop (Rückspiegel auf dem Cockpit) (allerdings auch bei einigen MiG-21 M und PFM nachgerüstet)
  • „Dreispitz“-Antennen unter dem Lufteinlauf und am Seitenleitwerk bei der MiG-21 bis SAU
  • Rumpftunnel geht bis unter die SARRP-Luke
Hauptunterschiede zur MiG-21M/MF:
  1. neues Strahltriebwerk R25-300 mit Sonderregime, Schub bei Maximalleistung 4.100 kp, bei Nachbrennerleistung 7.100 kp und im Sonderregime 9.900 kp
  2. vergrößerte Einlassfläche des Lufteinlaufes zur Gewährleistung eines um 1,5-2 kg/s höheren Luftdurchsatzes
  3. Veränderung des Kraftstoffsystems zur Gewährleistung eines höheren Kraftstoffdurchsatzes
  4. Einsatz infrarotgelenkter Raketen (R-3S, R-13, R-55) sowie funkmessgelenkter Raketen (R-3R)
  5. neue Funkstation „R-832M“ (Äwkalipt-SMU)
  6. neues Staurohrsystem „PWD-18“
  7. neues Funkmessvisier „RP-22SM“
  8. neues optisches Visier „ASP-PFD-21“
  9. Navigations- und Landesystem „RSBN-5S“ mit dem System „SAU-23ESN“ (MiG-21bis SAU) oder dem halbautomatischen Leitsystem „ARL-SM“ (Lasur-M) (MiG-21bis LASUR)

wichtigste flugtaktische Daten mit 2 Raketen R-3S (R-55, R-3R, R-13M):

Zeit für das Aufholen von Geschwindigkeiten in 1.000m Höhe bei mittlerer Flugmasse
a) mit Nutzung Sonderregime 
– von VW= 600 km/h bis VW=1.100 km/h21,2 sek
– von VW=1.100 km/h bis VW=1.300 km/h15,9 sek
b) mit Nutzung der maximalen Nachbrennerleistung 
– von VW= 600 km/h bis VW=1.100 km/h23,0 sek
– von VW=1.100 km/h bis VW=1.300 km/h25,6 sek
Zeit zum Erhöhen der Geschwindigkeit von VW=900 km/h auf VW=1.900 km/h in 11.000m Höhe bei Nutzung der maximalen Nachbrennerleistung und mittlerer Flugmasse238,0 sek
Gefechtsgipfelhöhe bei Nutzung der maximalen Nachbrennerleistung und Ausschalten des Nachbrenners bei Kraftstoffrest 700 Liter17.500m
Praktische Flugweite bei einer spezifischen Dichte des Kraftstoffes von 0,83 kg/Liter, 8 min Flug in der Platzrunde und einer befohlenen Kraftstoffreserve von 7% 
– in 1.000m Höhe585 km
– in 10.000m Höhe990 km
maximale Vertikalgeschwindigkeit in Bodennähe mit Nutzung Sonderregime204 m/sek
Triebwerksschub im Horizontalflug bei Mach=1 in Bodennähe9.900 kp
verfügbarer Kraftstoffvorrat (intern)2.700 Liter
Normalmasse8.700 kg
mittlere Masse (mit 50% Kraftstoffrest)7550 kg
Startrollstrecke mit maximaler Nachbrennerleistung 
– ohne Startbeschleuniger SPRD830 – 900m
– mit Startbeschleuniger380 – 450m
Abhebegeschwindigkeit 
– ohne Startbeschleuniger340 – 350 km/h
– mit Startbeschleuniger310 – 320 km/h
Aufsetzgeschwindigkeit (Landeklappen 45°) 
– mit Nutzung System SPS260 – 280 km/h
– ohne Nutzung System SPS300 – 320 km/h
Landerollstrecke 
– mit SPS, mit Bremsschirm700 – 800m
– ohne SPS, mit Bremsschirm1.000 – 1.200m
– mit SPS, ohne Bremsschirm900 – 1.100m
Triebwerk:
  • Typ: R-25-300
  • Zweiwellen-Einstrom-Turbinenluftstrahltriebwerk mit 3-stufigem Niederdruck- und 3-stufigem Hochdruckverdichter angetrieben von einer zweistufigen Überdruckturbine
  • Rohr-Ringbrennkammer mit 10 Flammrohren
  • hydraulisch verstellbare Schubdüse mit festem Programm
  • hydraulisch verstellbarer Lufteinlaufkegelstufenlos
  • günstiges Schub-Masse-Verhältnis auf Grund einfacher Bauweise
  • Startschub 40,2 kN ohne Nachbrenner; 67,2 kN mit Nachverbrennung
  • Möglichkeit des Einsatzes von Starthilfsraketen
  • 2. Nachbrennerstufe ab Mach-Zahl 1,5
  • Sonderregime bis 4000m Höhe (Steiggeschwindigkeiten bis 225 m/s)
  • der höhere Schub im Nachbrennerbetrieb wurde gewährleistet durch
    • die vergrößerung des Luftdurchsatzes im Triebwerk um rund 1,5%
    • Luftkühlung der Schaufeln der ersten Turbinenstufe wodurch die zulässige Gastemperatur vor der Turbine auf 1.100 °C erhöht werden konnte
    • Erhöhung der Gesamtförderleistung der Kraftstoffhochdruckpumpen auf 32.500 l/Stunde
Kraftstoff:
T-1 oder TS-1 (Kerosin)
  • Gesamtkraftstoffvorrat innen 2755 Liter, eingestellt 2600 Liter (aufgeteilt in sechs Rumpfbehälter 2020 Liter, Tank hinter der Kabine 170 Liter, in vier Flügeltanks 560 Liter)
  • 1 Zusatzbehälter unter dem Rumpf 490 Liter oder 800 Liter
  • je 1 Zusatzbehälter unter den Tragflächen 490 Liter
  • maximaler Kraftstoffvorrat 4530 Liter
Betankungsgeschwindigkeit bis 380 Liter/min über ein offenes System (keine Druckbetankung)
Funk- und Funkmessausrüstung:
Funkstation „R-832M“ (Bord-Bord, Bord-Boden) Funkkompass „ARK-10“ Markierungsempfänger „MRP-56“ Funkhöhenmesser „RW-UM“ Kennungsgerät  „SRZO-2“
  • automatische Sende-und Empfangsanlage mit Sprengmechanismus
  • vorbestimmte Kodeanzahl 12
  • Antennen: Rumpfbug 1x, Seitenleitwerk 3x, je Tragfläche 2x
Antwortgerät „SOD-57“
  • Betriebsarten Leiten und Landen, Kennungsbetrieb
  • Antennen Seitenleitwerk 3x, Tragfläche 1x
Flugdatenschreiber „SARRP-12G“ System „LASUR“ optisches Kreiselvisier „ASP-PFD-21“ in Zusammenarbeit mit dem Gerät DUAS für die Ermittlung der Schießbedingungen für die Kanone und die ungelenkten Raketen
MiG-21 bis SAU:
    (Systema awtomatitscheskowo uprawlenija – automatisches Anflugsteuerungssystem): Flugsteuerungsanlage SAU-23 in Verbindung mit Autopilot automatischer Landeanflug bis ca 40 m Höhe und Entfernung 800 m zum Aufsetzpunkt
MiG-21 bis LASUR:
    automatische Kommandoübertragungslinie für Kurs, Höhe, Geschwindigkeit und Manöver über Funkkommandos an die Anzeigegeräte
Funkmeßvisier (RP-22 SM)
  • flüssigkeitsgekühlter, umstimmbarer Magnetronsender
  • Zielpeilung nach dem Monopulsprinzip
  • verbesserte Leistungen in geringen Höhen und größere Reichweite,
  • Möglichkeit der Zielauswahl
  • vergrößerte Arbeitsentfernungen: Übersichtsbetrieb bis ca.30 km, Zielbetrieb bis ca.20 k
  • min der Betriebsart „fixierter Srahl“ in Verbindung mit dem optischen Visier auch gegen Erdziele nutzbar
System SPS:

System zum Abblasen der Grenzschicht über den ausgefahrenen Landeklappen, verringert die Geschwindigkeit im Landeanflug von bisher 360-380 km/h auf nunmehr 320-340 km/h und damit auch die Aufsetzgeschwindigkeit um rund 40 km/h.

Autopilot AP-155:

zweikanaliger Autopilot mit vier Betriebsarten:

  1. Dämpfung – Unterdrückung der Rollschwingungen des Flugzeuges
  2. Stabilisierung – Stabilisierung der räumlichen Lage
  3. Rückführung – Flugzeug nimmt selbständig Nullquerlage ein
  4. in Zusammenarbeit mit Funkhöhenmesser Betriebsart „Herausführung aus gefährlichen Höhen“
Katapultsitz KM-1: (Link)
  • minimale Höhe zum sicheren Katapultieren 0 m bei Minimalgeschwindigkeit 130 km/h
  • Maximalgeschwindigkeit 2500 km/h, maximale Höhe 25.000 m in Zusammenarbeit mit dem Druckanzug und dem Vollhelm
  • Kabinendach wird vorher automatisch abgeworfen oder manuell bei Versagen der Automatik
  • Armbegrenzer und Beinfangschlaufen erhöhen die Sicherheit und mindern das Verletzungsrisiko
Bewaffnung:

1 doppelläufige Kanone „GSch-23“
4 Raketen Luft-Luft; infrarot- oder funkmeßgelenkt (neue Typen: halbaktive radargelenkte R-3R, infrarotgelenkte R-60) oder
max. 96 ungelenkteRaketen S-5 in 4 Behältern oder
4 Bomben (50 kg, 100 kg, 250 kg und 500 kg) oder
großkalibrige Luft-Boden-Raketen S-24
zweiter Kampfknopf am Steuerknüppel (damit getrennte Kampfknöpfe für Raketen und Kanone)
elektronischer Störkontainer SPS-141