Die Fluggeschwindigkeiten und die Einsatzhöhen der MiG-21 stellten natürlich völlig neue Herausforderungen an die Frage der Sicherheit des Piloten. Während es bei den „tollkühnen Männern in ihren fliegenden Kisten“ ein Fallschirm „tat“, reicht der beim Übergang zum Strahlantrieb nicht mehr aus. Fachleute hatten errechnet, dass es bei einer Fluggeschwindigkeit ab 400 km/h so gut wie unmöglich ist, ein Flugzeug unverletzt zu verlassen. Die gestiegenen Geschwindigkeiten bewirken zudem, dass der Mensch bei etwa 700 km/h nicht mehr ohne Hilfe den Luftwiderstand überwinden kann, da dann auf ihn eine Kraft von rund 6000 N einwirkt. Deshalb entstanden schon zum Ende des 2. Weltkrieges erste Katapultsitze, die Vorläufer der modernen Rettungssysteme. Folgende Anforderungen wurden an die Rettungsmittel gestellt:
    – gefahrloses Verlassen des Flugzeuges im gesamten Geschwindigkeits- und Höhenbereich (0 – 2200 km/h und 0 – 20.000 m) und wenn möglich in jeder Fluglage
    – hohe Zuverlässigkeit unter allen Bedingungen
    – vollautomatischer Ablauf des Rettungsvorganges, aber gleichzeitige Möglichkeit des Eingreifens per Hand
 

Vorbereitung zum Katapultieren:

  • Flughöhe auf 2000 – 3000 m erhöhen (wenn´s geht), Geschwindigkeit in Höhe umsetzen
  • Horizontalflug und Geschwindigkeit von 400 – 600 km/h einnehmen
  • nicht in die Wolken einfliegen oder Wolken verlassen
  • bei Flug in großen Höhen, Höhe auf 4000 m verringern
  • über Gewässern zum Ufer, in Grenznähe in Richtung Landesinnere gleiten
  • Ausgangsposition einnehmen: Schulter an Rückenlehne, Kopf an die Kopfstütze
  • Notruf absetzen, ungefähren Standort melden

Handlungen zum Katapultieren:

  • Lichtfilter herunterklappen
  • Katapultiergriffe mit beiden Händen erfassen, Sperre drücken und ziehen

Handlungen bei Versagen des Lösesystems vom Sitz:

  • bis 3000 m mit Sitz fallen lassen
  • in 3000 m , mindestens 1000 m über dem Relief Notöffnungsgriff der Gurtschlösser (vorn rechts am Sitz) entriegeln und bis zum Anschlag ziehen
  • nach Öffnen der Schlösser Sitz wegstoßen
  • 2 Sekunden nach Trennung vom Sitz den Rettungsschirm mit dem Abzugsgriff öffnen
  • beim Katapultieren in Höhen unter 3000 m die beschriebenen Handlungen 3 Sekunden nach dem Katapultieren sofort ausführen. 2 Sekunden nach Trennung vom Sitz den Fallschirm mit dem Abzugsgriff öffnen

Handlungen bei Ausfall des Kabinendachabwurfes:

  • Katapultiergriff mit der linken Hand halten ohne ihn weiter heraus zu ziehen
  • Kabinendach mit dem Notabwurfgriff an der rechten Kabinenwand abwerfen
  • nach dem Abwurf des Kabinendaches die rechte Hand an den Katapultiergriff unnd weiter ziehen

Versagen der Luftsicherung:

  • mit der linken Hand Katapultiergriff in der momentanen Stellung halten
  • mit der rechten Hand den am Vorderteil des linken Armbegrenzers angebrachten Griff herausziehen (Luftsicherung wird entfernt)
  • Katapultiergriffe weiter ziehen

Nichtausfahren 2. Stabilisierungsschirm:

  • bei unstabilisiertem Fall
  • Gurtschlösser durch entriegeln und Ziehen des Notöffnungsgriffes (vorn rechts am Sitz) öffnen
  • nach deren Öffnung nach vorn beugen und Sitz an den Armbegrenzern abstoßen
  • 2 Sekunden nach Trennung vom Sitz, jedoch erst unter einer Höhe von 3000 m den Rettungsschirm mit dem Abzugsgriff öffnen
So viel zur Theorie.
Ich kenne aber keinen Fall, in dem der Katapultsitz (bei Einhaltung der Bedingungen zum Katapultieren) fehlerhaft gearbeitet hat.