Im Zeitraum November/Dezember 1968 bis zum Oktober 1970 übernahmen die Jagdfliegerkräfte der NVA das erste Modell der dritten MiG-21-Generation. Es war die aus der Baureihe MiG-21 S/SM hervorgegangene MiG-21 M. Sie ging ab 1968 im Moskauer Flugzeugwerk „Znamya Truda“ in Serienproduktion.
Zuerst erhielten das JG-8 und JG-9, danach das JG-7 die „M“. Durch Umgruppierungen erhielten das JG-3 ab 1988 und das JG-2 ab 1989 ebenfalls diese Version. Die „M“ flog bis 1990 in verschiedenen Jagdfliegergeschwadern und bei den beiden taktischen Aufklärungsfliegerstaffeln.
Im Jagdfliegergeschwader 7 „Wilhelm Pieck“ in Drewitz flog ich diese Modifikation von 1985 bis zum letzten Flugtag am 31.08.1989. Im Rahmen der einseitigen Abrüstungsschritte der DDR im Jahre 1989 wurde das JG-7 im Herbst 1989 aufgelöst. Alle noch vorhanden Maschinen gingen an andere Truppenteile, dafür wurden zum Verschrotten MiG-21 SPS/PFM in Drewitz „zusammengetragen“.
Im Gegensatz zur 2.Generation verfügte die „M“ u.a. über 4 Träger unter den Tragflächen, eine fest eingebaute Kanone und über eien größeren Kraftstoffvorrat. Dadurch stieg die maximale Abflugmasse um ca.500 kg, bei vorerst gleicher TW-Leistung. Die schlechtesten Flugeigenschaften in punkto Steigvermögen und Beschleunigung aller MiG-21-Versionen waren die Folge. Besserung gab es erst mit dem Einbau anderer Triebwerke.
Gemeinsam mit den Flugzeugen erhielten die Jagdfliegerkräfte den neuen Flugsimulator KTS-4.
interne Bezeichnung: Flugzeug 96
Nato-Code: „Fishbed G“
Verwendung: Allwetterjagdflugzeug, Aufklärer
Einsatzzeitraum: 1969-1990
Stückzahl: etwa 65
Truppenteile: alle JG, TAFS-47 und TAFS-87
Merkmale:
deutliche Unterscheidung zu den früheren Versionen
- großer Lufteinlaufkegel
- durchgehender Rumpftunnel
- gebogenes, nach rechts versetztes Staurrohr auf dem Bug mit Flügeln des Gerätes DUAS
- je zwei Aufhängung unter jeder Tragfläche, eine zentrale unter dem Rumpf
- nach der Seite aufklappendes,zweiteiliges Kabinendach
- Bremsschirmbehälter über der Schubdüse
- fest unter dem Rumpf eingebaute doppelläufige Kanone
- Anstellwinkelgeber auf der linken Bugseite
- Bleche unter den Startklappen am Bug, um das Ansaugen von Fremdkörpern zu verhindern
Spannweite | 7,15 m |
Länge über alles | 14,50 m |
Höhe | 4,10 m |
Tragflügelfläche in qm | 22,95 m2 |
Leermasse | 5950 kg (13.117 lb) |
maximale Zuladung | 3450 kg (7605 lb) |
maximale Startmasse | 9400 kg (20.720 lb) |
maximale Geschwindigkeit in Höhe | 2230 km/h, 1204 kt (Mach=2,1) in 11.000 m (36.090 ft) |
1150 km/h, 620 kt in Seehöhe | |
Marschgeschwindigkeit | 1200 km/h in 11000m (647kt in 36000 ft) |
minimale Manövriergeschwindigkeit | 350 km/h (188 kt) |
Landegeschwindigkeit | 230 km/h (125 kt) |
maximale Steiggeschwindigkeit | 160 m/s ( ca. 31.490 ft/min) |
Gipfelhöhe | 18.500 m (60.700 ft) |
Aktionsradius | 400-450 km (215-243 NM) |
Reichweite mit Kraftstoffzusatzbehälter | 1600-1800 km (860-970 NM) |
Flugdauer normal/ mit Zusatzbehälter | 50 min / 1h 30 min |
Triebwerk:
Die NVA erhielt Flugzeuge aus verschiedenen Fertigungsreihen. So flogen Maschinen aus der 32. Serie mit dem Triebwerk 37F 2S, während andere das Triebwerk 37F 2SK erhielten. Das Triebwerk 37F 2SK verfügte über ein „System zur Korrektur des Schubdüsendurchmessers“. Später wurden dann auch Flugzeuge mit dem Triebwerk der MiG-21 MF, R-13-300 ausgerüstet. Das machte sich bei den Flugleistungen positiv bemerkbar.
- Typ: R-11 F2S-300 (37F 2S, 37F 2SK) oder R-13-300 (auch TW-95 genannt)
- Zweiwellen-Einstrom-Turbinenluftstrahltriebwerk mit 3-stufigem Niederdruck- und 3-stufigem Hochdruckverdichter angetrieben von einer zweistufigen Überdruckturbine
- Rohr-Ringbrennkammer mit 10 Flammrohren
- hydraulisch verstellbare Schubdüse mit festem Programm
- stufenlos hydraulisch verstellbarer Lufteinlaufkegel
- günstiges Schub-Masse-Verhältnis auf Grund einfacher Bauweise
- 37F 2S und 37F 2SK: Startschub 38,3 kN ohne Nachbrenner; 60,6 kN mit Nachverbrennung
- R-13-300: Startschub 40,3 kN ohne Nachbrenner; 48,10 – 60,7 mit Nachbrenner (min -max)
- Möglichkeit des Einsatzes von Starthilfsraketen
Kraftstoff:
- T-1 oder TS-1 (Kerosin)
- Gesamtkraftstoffvorrat innen 2750 Liter, eingestellt 2600 Liter (aufgeteilt in sechs Rumpfbehälter 2020 Liter, Tank hinter der Kabine 170 Liter, in vier Flügeltanks 560 Liter)
- 1 Zusatzbehälter unter dem Rumpf 490 Liter oder 800 Liter
- je 1 Zusatzbehälter unter den Tragflächen 490 Liter
- maximaler Kraftstoffvorrat 4530 Liter
- Betankungsgeschwindigkeit bis 380 Liter/min über ein offenes System (keine Druckbetankung)
Funk- und Funkmessausrüstung:
Funkstation „R-802“ (Bord-Bord, Bord-Boden)
automatischer Funkkompass „ARK-10“
Markierungsempfänger „MRP-56“
Funkhöhenmesser „RW-UM“
Kennungsgerät „SRZO-2“
- automatische Sende-und Empfangsanlage mit Sprengmechanismus
- vorbestimmte Kodeanzahl 12
- Antennen: Rumpfbug 1x, Seitenleitwerk 3x, je Tragfläche 2x
Antwortgerät „SOD-57“
- Betriebsarten: Leiten und Landen, Kennungsbetrieb
- Antennen: Seitenleitwerk 3x, Tragfläche 1x
Flugdatenschreiber „SARRP-12G“
Funkmessvisier (RP-21 „Saphir“)
- Reichweite im Übersichtsbetrieb ca. 20 km
- Azimutwinkel horizontal +/- 30°, vertikal +/- 12°
- untere Einsatzhöhe etwa 2000 m
System „LASUR“ zur Übertragung von halbautomatischen Steuerkommandos beim Abfangen von Luftzielen
optisches Kreiselvisier ASP-PF(D)-21 in Zusammenarbeit mit dem Gerät DUAS für die Ermittlung der Schießbedingungen für die Kanone und die ungelenkten Raketen
System SPS:
System zum Abblasen der Grenzschicht der ausgefahrenen Landeklappen, verringert die Geschwindigkeit im Landeanflug von bisher 360-380 km/h auf nunmehr 320-340 km/h und damit auch die Aufsetzgeschwindigkeit um rund 40 km/h.Autopilot AP-155:
zweikanaliger Autopilot mit drei Betriebsarten:- Dämpfung – Unterdrückung der Rollschwingungen des Flugzeuges
- Stabilisierung – Stabilisierung der räumlichen Lage
- Rückführung – Flugzeug nimmt selbständig Nullquerlage ein
- in Zusammenarbeit mit FunkhöhenmesserBetriebsart „Herausführung aus gefährlichen Höhen“
Katapultsitz KM-1 (Link)
- minimale Höhe zum sicheren Katapultieren 0 m bei Minimalgeschwindigkeit 130 km/h
- Maximalgeschwindigkeit 2500 km/h, maximale Höhe 25.000 m in Zusammenarbeit mit dem Druckanzug und dem Vollhelm
- Kabinendach wird vorher automatisch abgeworfen oder manuell bei Versagen der Automatik
- seitliche Armbegrenzer und Beinfangschlaufen erhöhen die Sicherheit und mindern das Verletzungsrisiko
Bewaffnung:
1 doppelläufige Kanone GSch-23
4 Raketen Luft-Luft (infrarot- oder funkmeßgelenkt) oder
max. 96 ungelenkte Raketen S-5 in 4 Behältern oder
Bomben (auch an Mehrfachträgern) oder
großkalibrige Luft-Boden-Raketen
Die Flugzeuge mit den taktischen Kennzeichen „602“, „603“, „609“, „614“, „616“ und „621“ waren werksseitig vorbereitet für den Abwurf von taktischen Kernwaffen. Dafür waren rechts auf dem Gerätebrett Halterungen und ein Stecker für den elektrischen Anschluss angebracht. Eine kleine Gruppe FF trainierte regelmäßig den sogenannten „Spezialbombenwurf“.