1. Theorieperiode 05.10.1981 - 26.02.1982
Am Montag, dem 05.Oktober 1981,
beginnt mit der 1. Theorieperiode der eigentliche Sinn unseres Hierseins. In dieser Zeit sollen wir, neben einigen Grundlagenfächern, das nötige Wissen erhalten um im kommenden Frühjahr mit der praktischen Ausbildung auf dem Flugzeug L-39 „Albatros“ zu beginnen.
Der militärische Alltag begleitet uns natürlich weiter, also täglich 5:50 Uhr Wecken, Frühsport, Stuben- und Revierreinigen usw. Der erste Unterschied zur vergangenen Grundausbildung ist die Anzugsordnung. Während wir bisher in der bekannten „Ein-Strich-kein-Strich-Uniform“ unterwegs waren, gibt es nun eine Schuluniform. Und damit kommt auch schon was Unangenehmes auf uns zu. Die Uniformjacke ist nämlich zusätzlich zu allen Knöpfen mit einem Haken oben am Hals sozusagen „hermethisch“ zu schließen. Das ist sehr lästig, weil eng und es dauert eine Zeit, bis man sich daran gewöhnt hat. Außerdem ist die Uniform ziemlich warm, was in den teilweise überheitzten Unterrichtsräumen zu akuten Schlafanfällen führen kann.

Der Ausbildungstag ist mit 4 UE (Unterrichtseinheiten) a 90 Minuten, anschließendem Selbststudium und anderen Verpflichtungen straff verplant.
Jede UE beginnt mit der Meldung des Zugführers an den Lehroffizier, der wiederum, je nach Gemüt und Laune den Unterricht beginnt. Das kann dann auch schon mal ein gesungener Canon sein, wie im Fach AeF häufig praktiziert.
Die Ausbildung erfolgt über die verschiedenen Theorieperioden (TP) in folgenden Fächern, wobei nicht alle Fächer in allen Perioden dran kommen.
Fach 1.TP2.TP3.TP
StDSteuermannsdienst (Navigation)56  
MEMechanik1416 
AeFAerodynamik/Flugmechanik30 10
ESPElektro-und Spezialausrüstung40  
NFANachrichten- und Flugsicherungsausrüstung25  
FFAFunk- und Funkmessausrüstung32 17
METMeteorologie23  
FRRussisch17  
FKFlugzeugkunde27  
TWKTriebwerkskunde12  
BEWBewaffnung625 
FSFremde Streitkräfte 18 
TWGTaktik der Waffengattung 12 
LTSLufttaktik, Schießen 1610
ASAutomatische Systeme/Steuerungen  14
DHMDialektischer und historischer Materialismus27119
MKEMilitärische Körperertüchtigung   
Ab 15:45 Uhr beginnt der zweite Teil des Tages, der mit Selbsstudium und anderen Sachen angefüllt ist. Zur Organisation dieser Zeit sind wir angehalten, einen Studienplan zu führen. In ihm finden dann auch „Hausaufgaben“ und „außerschulische“ Termine Platz.
Die Bilder unten zeigen die ersten beiden Wochen.
Studienplan 1
Studienplan 2

Im Kästchen steht oben das Fach, darunter die Unterrichtsform, ganz unten der Ort.

Dabei bedeutet:
S = Studium
V = Vorlesung, EV = Einführungsvorlesung
Ü = Übung

Die verschieden Farben bedeuten:
grün = Studium
blau = dienstliche Maßnahmen
gelb = gesellschaftliche Maßnahmen
rot = Prüfungen, Leistungskontrollen, Kurzvorträge, Arbeiten
und rot heißt auch Urlaub

Man sieht, dass es gleich am Montag Morgen in der 1. UE (Unterrichtseinheit = 90 min) mit „Polit“ los geht, gefolgt von einer UE Steuermannsdienst und zwei UE Mechanik.
Von 18:00 Uhr bis 19:30 Uhr sind wir eingeteilt zum Schulreinigen, d.h. wir putzen das Lehrklassengebäude.

Am Dienstag und Mittwoch in der 4.UE ist Melderzugeinweisung. Der Melderzug hat die Aufgabe, im Alarmierungsfall die entsprechenden Offiziere zu Hause zu benachrichtigen. Dazu musste man hinlaufen, klingeln und wenn jemand da war, das entsprechende Codewort für die Alarmierung aufsagen. Das konnte natürlich zu jeder Tag- und Nachtzeit passieren, weswegen der „Job“ nicht beliebt war. Ich kann mich aber nicht erinnern, wie oft wir zum Probealarm ausrücken mussten.
Küchendienst

Am Mittoch dem 7.Oktober 1981 hat es mich das erste Mal mit dem denkbar miesesten Job erwischt, der zu verteilen war: Küchendienst.
Es gibt zwei Arten von Küchendienst, einen halbweg erträglichen in den Speisesälen und, die absolute Härte, den in der Topfküche.
Nicht nur, dass es der 7.Oktober, damit der Nationalfeiertag der DDR und eigentlich dienstfrei ist. Dazu kommt, dass man auch noch eher aufstehen muss, weil der Dienst bereits um 06:00 Uhr los geht. Ich hab dazu noch die A…karte gezogen und bin für die Topfküche eingeteilt. Hier warten bergeweise die Ungetüme aus der Küche auf mich, dazu Thermobehälter mit Essenresten des gestrigen Tages, alles natürlich weit weg von sauber. Nun kann ich mich tummeln, erstmal Wasserschlauch rein und anschließend handwerklich tätig werden.

Dafür stehen sich die anderen beim Appell die Beine in den Bauch, dürfen aber anschließend die Militärparade als Gemeinschaftsempfang im DDR-Fernsehen genießen.
Anschließend ist Freizeit, die ich nach Beendigung meiner Küchenorgie um 18:00 Uhr auch genieße.
Am Freitag (09.10.) in der 4.UE ist Schießausbildung, gefolgt vom obligatorischen Waffenreinigen und weil Saubermachen so viel Spaß macht, schließt sich das Stuben- und Revierreinigen gleich an.